Energieautarkie beim Camping: Zwei Systeme im Vergleich
Viele Wohnmobil-Reisende möchten heute unabhängig vom Stromnetz sein. Freistehen, längere Touren abseits der Zivilisation oder einfach mehr Flexibilität – der Wunsch nach Autarkie wächst stetig.
Dabei stehen zwei Systeme zur Wahl: Die bewährte Solaranlage, die Sonnenenergie nutzt, und die Brennstoffzelle, die Strom aus Methanol erzeugt.
In diesem Vergleich wird schnell klar: Wer in Europa unterwegs ist und sein Fahrzeug für den üblichen Campingalltag nutzt, fährt mit einer Solaranlage fast immer besser. Nur in Spezialfällen kann die Brennstoffzelle ihre Vorteile ausspielen.
📝 Das wichtigste in Kürze
- Solaranlage: Der klare Sieger – leistungsstark, leise, wartungsfrei, mit Batteriespeicher auch bei Schlechtwetter autark.
- Brennstoffzelle: Speziallösung für Winter, Dauerregen oder Fahrzeuge ohne Dachfläche – aber teuer und laufend kostenpflichtig.
Unser Tipp: Wer kann, sollte immer zuerst zur Solaranlage greifen. Die Brennstoffzelle bleibt eine Lösung für ganz besondere Anforderungen.
So funktioniert’s: Solaranlage gegen Brennstoffzelle
Solaranlage: Strom aus Sonnenkraft
Solaranlagen sind mittlerweile Standard im Wohnmobil. Sie bestehen aus Photovoltaikmodulen, einem Laderegler und Batterien zur Speicherung.
Beispiel: ECO-WORTHY 680W Komplettanlage
- 4 Module mit je 170 Watt (gesamt 680 W)
- MPPT-Laderegler, 2 Lithium-Batterien, Wechselrichter
- Bis zu 2,72 kWh pro Tag möglich (unter idealen Bedingungen)
- Alltagsleistung meist rund 1,6 bis 1,9 kWh pro Tag
Selbst kleinere Solarsysteme mit weniger Leistung reichen für viele Camper völlig aus – und das dauerhaft ohne laufende Kosten.
Brennstoffzelle: Strom aus Methanol
Die Brennstoffzelle arbeitet unabhängig von Wetter und Tageszeit. Sie erzeugt Strom aus Methanol, schaltet sich bei Bedarf automatisch ein und lädt die Batterie.
Beispiel: EFOY 80 BT
- Kompakt, ca. 6 kg, mit automatischem Betrieb
- Bis zu 3,8 A Ladestrom → ca. 1,1 kWh pro Tag
- Funktioniert jederzeit, benötigt aber Methanol (ca. 10 € pro Liter)
Die Brennstoffzelle läuft zuverlässig, verursacht aber laufende Kosten und benötigt Nachfüllpatronen.
Praxischeck: Solaranlage klar im Vorteil
Eigenschaft | Solaranlage | Brennstoffzelle |
Maximale Tagesleistung | Bis zu 2,72 kWh ![]() |
Ca. 1,1 kWh |
Typische Tagesleistung | 1,6–1,9 kWh (durchschnittlich, wetterabhängig) | 0,9–1,1 kWh (nahe Maximum) |
Betriebskosten | Keine ![]() |
Laufende Methanolkosten |
Strom bei schlechtem Wetter | Eingeschränkt, aber Batteriespeicher ermöglicht mehrere Tage Reserve ![]() |
Jederzeit verfügbar ![]() |
Strom rund um die Uhr | Tagsüber Solar, nachts Strom aus Batterie | Rund um die Uhr verfügbar ![]() |
Lautstärke | Lautlos ![]() |
Sehr leise (Laptop-Lüfter) |
Anschaffungskosten | Günstiger (ab ca. 1.000 €) ![]() |
Teurer (ab ca. 2.700 €) |
Der wahre Sieger im Alltag: Die Solaranlage
Die Zahlen sprechen für sich:
- Solaranlagen liefern im Alltag deutlich mehr Strom als Brennstoffzellen.
- Selbst kleinere Systeme reichen bei normalem Strombedarf meist aus.
- Nach der Anschaffung entstehen keine Folgekosten, der Betrieb ist praktisch wartungsfrei.
Ein oft unterschätzter Vorteil: Solaranlagen laden nicht nur tagsüber den Strom für den Moment, sondern füllen auch die Bordbatterien. Diese speichern die Energie für den Abend und die Nacht. Bei gut geplanter Batteriekapazität reichen die Reserven oft sogar für mehrere Tage mit schlechtem Wetter.
Wer also tagsüber ausreichend Strom erzeugt, kann über den Akku problemlos autark bleiben, auch wenn die Sonne mal nicht scheint.
Wo die Brennstoffzelle dennoch sinnvoll ist
Die Brennstoffzelle bleibt eine Speziallösung, die nur in Ausnahmefällen wirklich sinnvoll ist:
- Bei dauerhaft schlechtem Wetter, wenn auch die Batterie der Solaranlage nicht mehr ausreicht.
- Wenn keine Dachfläche für Solarmodule vorhanden ist, etwa bei Kastenwagen mit Hubdach oder besonders kompakten Fahrzeugen.
- Für Camper, die ganzjährig absolute Wetterunabhängigkeit und durchgängige Stromversorgung benötigen.
In diesen Situationen punktet die Brennstoffzelle mit ihrer Zuverlässigkeit – allerdings zu hohen Kosten und mit zusätzlichem Wartungsaufwand.
Das Fazit: Solaranlage fast immer die bessere Wahl
Für die allermeisten Wohnmobil-Nutzer ist die Solaranlage die eindeutig bessere Lösung:
- Mehr Strom pro Tag und pro Euro
- Keine laufenden Kosten
- Lautlos, wartungsfrei und umweltfreundlich
- Stromreserve für mehrere Tage durch passende Batteriekapazität
Die Brennstoffzelle hat ihre Berechtigung nur in sehr speziellen Fällen – sie ist teuer und erzeugt im Vergleich wenig Strom, bietet aber völlige Wetterunabhängigkeit.