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Die sichere und effektive Beladung eines Wohnwagens ist entscheidend für die Fahrsicherheit und das langfristige Wohl des Fahrzeugs. Eine Auflastung bietet eine Lösung, wenn die Differenz zwischen dem Leergewicht und der zulässigen Gesamtmasse zu gering ist, um alle nötigen Utensilien und Zusatzausstattungen mitzunehmen. In diesem Artikel beleuchten wir für euch die Möglichkeiten, Varianten, Kosten und Abläufe einer Auflastung – inklusive einer Gegenüberstellung der Papierauflastung und der baulichen Auflastung.
Warum will man Auflasten?
Wohnwagen mit Zusatzausstattung wie Klimaanlagen, Mover oder Fahrradträger fallen oft ins Gewicht und bieten dann nur noch geringe Restkapazitäten für die restliche Campingausrüstung, Vorräte und das Gepäck. Wenn diese Kapazitäten nicht ausreichen, kann es zu einer unkontrollierten Überladung des Wohnwagens kommen. Es entstehen dadurch Schäden am Fahrzeug, es drohen hohe Bußgelder (gerade im Ausland) oder gar Unfälle werden dadurch gefördert. Eine gut durchdachte Auflastung ermöglicht es, die zulässige Gesamtmasse zu erhöhen und somit mehr Spielraum für die Ladung zu haben.
Varianten der Auflastung
Selbstprüfung der Auflastungsmöglichkeiten
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- Am Achstypenschild (an der Achse angebracht) lässt sich oft ablesen, ob das Fahrwerk für eine höhere Last ausgelegt ist. Beispiel: Wenn die Achse für 1.700 kg ausgelegt ist, der Wohnwagen aber nur 1.600 kg Gesamtmasse hat, könne 100 kg Zuwachs durch eine Papierauflastung hinzugefügt werden.
- Im COC-Papier (Certificate of Conformity) finden Sie Angaben zur Achslast. Liegt diese über der zulässigen Gesamtmasse, ist eine Dokumentenauflastung möglich.
Papierauflastung / Dokumentenauflastung
Die Papierauflastung (oder Dokumentenauflastung) erfolgt ohne technische Veränderungen am Wohnwagen. Sie basiert darauf, dass die vorhandenen Fahrwerkskomponenten bereits für ein höheres Gewicht ausgelegt sind.
Ein Beispiel von mir
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Bei der Besichtigung unseres Wilk-Wohnwagens fiel mein erster Blick auf die bereits verbaute Achse. Der Wohnwagen wurde als Modell mit einer zulässigen Gesamtmasse von 1350 kg angeboten. Allerdings war bereits eine Achse für bis zu 1500 kg verbaut. Dadurch wusste ich, dass eine einfache Auflastung des Gesamtgewichts des Wohnwagens kein Problem darstellen würde. Ich war mir sicher, dass ich noch einige Dinge wie einen Mover und eine Photovoltaikanlage anbauen wollte. Daher fand ich diesen Punkt schon einmal sehr gut.
Voraussetzungen für die Dokumentenauflastung:
- Das Fahrwerk (Achse, Auflaufeinrichtung, Bremsen) des Wohnwagens ist vom Hersteller für eine höhere Last ausgelegt.
- Eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vom Aufbau- und Chassis-Hersteller bestätigt die Eignung für die Gewichtserhöhung.
Papierauflastung – der Ablauf:
- Prüfung beim Hersteller: Übermitteln Sie dem Wohnwagenhersteller (z. B. Knaus) Angaben wie Fahrgestellnummer, aktuelles und gewünschtes zulässiges Gesamtgewicht.
- Ausstellung der Unbedenklichkeitsbescheinigung: Diese Bescheinigung und ein neues Typenschild werden durch den Hersteller bereitgestellt.
- Prüfung und Abnahme durch TÜV, DEKRA oder GTÜ.
- Eintragung bei der Zulassungsstelle: Die zulässige Gesamtmasse wird in den Fahrzeugpapieren geändert.
Kosten: ab 150 Euro (zzgl. TÜV-Gebühren).
Erhöhung: In der Regel bis maximal 150 kg.
Bauliche Auflastung
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Wenn eine Papierauflastung nicht ausreicht oder nicht möglich ist, kommt eine bauliche Auflastung infrage. Hierbei werden technische Änderungen am Fahrzeug vorgenommen und Komponenten vom Fahrgestell (Chassis) ausgetauscht. Lasst euch da bitte von einem Fachmann beraten, ein Händler kann euch in den meisten Fällen gleich einen Kostenüberblick verschaffen.
Mögliche Maßnahmen:
- Austausch der Achsfederung: Härtere Gummifederungen für die Achse erhöhen die Tragfähigkeit (ca. 200 kg Zuwachs, ab 500 Euro).
- Austausch von Fahrwerkskomponenten: Ersetzen von Achse, Bremsen, Auflaufeinrichtung oder Rahmenteilen (bis zu 300 kg Zuwachs, ab 1.800 Euro).
- Kompletter Austausch des Chassis: Für umfangreiche Gewichtserhöhungen (bis 500 kg Zuwachs, Kosten ab ca. 6.000 Euro).
Ablauf bei einer baulichen Auflastung:
- Analyse durch den Chassis-Hersteller: Basierend auf Fahrgestellnummer und Achsdaten erstellt der Hersteller eine technische Lösung.
- Durchführung in der Fachwerkstatt: Bauliche Änderungen werden durchgeführt.
- Prüfung und Abnahme durch TÜV, DEKRA oder GTÜ.
- Eintragung in die Fahrzeugpapiere.
Kosten: ab 500 Euro bis über 6.000 Euro, abhängig vom Umfang der Änderungen.
Erhöhung: Bis zu 500 kg, je nach Maßnahmen.
Die Bescheinigung
Unbedenklichkeitsbescheinigung: Der erste Schritt zur Auflastung
Die Unbedenklichkeitsbescheinigung ist ein Dokument des Wohnwagenherstellers, das bestätigt, dass die geplante Gewichtserhöhung zulässig ist. Sie ist die Grundlage für jede Form der Auflastung.
Erforderliche Angaben:
- Fahrgestellnummer (FIN)
- Zulässiges Gesamtgewicht
- Gewünschtes Gesamtgewicht
- Hersteller- und Modellinformationen
Kosten: zwischen 150 und 200 Euro, je nach Hersteller.
Kostenüberblick:
Maßnahme |
Kosten (ab) |
Gewichtszuwachs (ca.) |
Papierauflastung |
150–250 Euro |
Bis zu 100 kg |
Austausch Achsabfederung |
500–1.000 Euro |
Bis zu 200 kg |
Austausch Fahrwerkskomponenten |
1.800–5.000 Euro |
Bis zu 300 kg |
Austausch komplettes Chassis |
6.000–7.500 Euro |
Bis zu 500 kg |
Zusätzliche Hinweise
- Führerscheinanforderungen: Prüfen Sie, ob die neue zulässige Gesamtmasse noch zu Ihrem Führerschein passt. Bis 3,5 t reicht Klasse B, darüber hinaus sind Erweiterungen wie B96 oder BE erforderlich.
- Anhängelast des Zugfahrzeugs: Die neue Gesamtmasse des Wohnwagens darf die maximale Anhängelast des Zugfahrzeugs nicht überschreiten.
- Tempolimits und 100er-Zulassung: Überprüfen Sie, ob die Auflastung Auswirkungen auf Ihre bisherige 100er-Zulassung hat.
Ablastung als Alternative
In seltenen Fällen kann eine Ablastung sinnvoll sein, etwa wenn das Gesamtgewicht des Wohnwagens reduziert werden soll, um eine niedrigere Führerscheinklasse oder die Einhaltung bestimmter Verkehrsregeln (ganz besonders die 100-km/h-Zulassung) zu ermöglichen. Dies erfolgt in der Regel über eine Dokumentenanpassung ohne technische Änderungen.
Fazit
Die Wahl der richtigen Auflastungsvariante hängt von den individuellen Bedürfnissen, der Konstruktion des Wohnwagens und den geplanten Kosten ab. Während die Papierauflastung eine schnelle und kostengünstige Lösung für kleinere Gewichtszuwächse ist, bietet die bauliche Auflastung größere Spielräume, erfordert jedoch einen erheblichen Aufwand. Klären Sie alle Optionen mit dem Wohnwagen- und Chassis-Hersteller, um die beste Entscheidung für Ihre Anforderungen zu treffen. So starten Sie stressfrei und sicher in den nächsten Campingurlaub!
Euer Camper Markus