Wer von Calatayud aus in Richtung Südwesten fährt, ahnt kaum, was sich hinter den kargen Hügeln der Provinz Zaragoza verbirgt. Zwischen rotbraunen Felsen, Wacholderhängen und Pinien taucht plötzlich ein kleines Dorf auf: Jaraba. Es schmiegt sich an den Lauf des Río Mesa, eingerahmt von Terrassenfeldern und den Spuren vergangener Zeiten – Mauern, Ruinen, alte Lehmziegel, die im Sonnenlicht fast glühen.

Das Dorf Jaraba in Spanien | Foto © by campingplatzhelden.de
Die Luft ist trocken und klar, sie riecht nach Thymian und Stein. Über dem Ort liegt eine Ruhe, die man in touristischen Regionen Spaniens selten findet. Jaraba ist bekannt für seine Thermalquellen, deren schwefelhaltiges Wasser seit Jahrhunderten besucht wird. Kleine, unscheinbare Bäder liegen in der Umgebung, gespeist von warmen Quellen, die tief aus den Bergen aufsteigen.
In die Hoz Seca
Wer wirklich verstehen will, was diesen Ort besonders macht, folgt der schmalen Straße am Fluss entlang – hinein in die Hoz Seca, ein Naturwunder aus Kalkstein, Wind und Zeit. Schon nach wenigen Kilometern wachsen die Felsen zu senkrechten Wänden heran, orangefarben, von tiefen Schatten durchzogen. Der Weg windet sich am Grund der Schlucht entlang, begleitet vom leisen Murmeln des Río Mesa. Hier beginnt der Sendero Interpretativo de la Hoz Seca, ein ausgeschilderter Lehrpfad, der die geologische und kulturelle Geschichte des Tals erzählt.

Hoz Seca Schlucht | Foto © by campingplatzhelden.de
Wenn die Sonne in die Tiefe fällt, leuchten die Wände in warmem Gold. In den Nischen nisten Greifvögel, und wer genau hinschaut, erkennt hoch oben die prähistorischen Felsmalereien von Roca Benedí. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war die Höhle mit den Felsmalereien leider geschlossen – nur das Hinweisschild am Wanderweg zeugt von diesem außergewöhnlichen Fundort, der sonst besichtigt werden kann. Also blieb der Blick hinauf zu den Felsbändern und die Vorstellung, wie Menschen hier schon vor Jahrtausenden ihre Spuren hinterließen.
Das Heiligtum in der Felswand
Weiter hinten im Tal, wo der Canyon enger wird, erscheint plötzlich ein Bauwerk, das wie ein Wunder wirkt: das Heiligtum der Jungfrau von Jaraba. Halb in den Fels hineingebaut, halb darauf errichtet, scheint es mit der Landschaft verwachsen. Die heutigen Mauern stammen aus dem 18. Jahrhundert, doch die Verehrung reicht viel weiter zurück.

Heiligtum der Jungfrau von Jaraba Tempel aus dem 18 Jahrhundert | Foto © by campingplatzhelden.de
Der Legende nach wurde hier eine Marienstatue gefunden, die den Bewohnern Schutz versprach – so entstand dieser Ort der Stille und Andacht. Wenn die Nachmittagssonne über die Schlucht zieht, taucht sie das Heiligtum in ein warmes Licht. Man bleibt unwillkürlich stehen und hält den Atem an.
Kostenloser Stellplatz für Camper

Kostenloser Stellplatz in Jaraba | Foto © by campingplatzhelden.de
Direkt am Ortseingang von Jaraba, unweit der Thermalbäder, befindet sich ein kostenloser Stellplatz für Wohnmobile und Wohnwagen. Die Anlage ist schlicht, aber praktisch: Frischwasser steht zur Verfügung, ebenso Entsorgung für Grauwasser und Fäkalientanks. Ein Stromanschluss ist nicht vorhanden. Wer autark unterwegs ist, findet hier einen ruhigen und sicheren Platz mit schöner Aussicht auf die rötlichen Hänge – besonders morgens, wenn die Sonne den Fels zum Glühen bringt.
Zurück im Dorf
Der Rückweg aus der Schlucht führt wieder am Fluss entlang, vorbei an alten Steinmauern und vereinzelten Feigenbäumen. Zurück im Ort wirkt alles klein und friedlich. Kinder spielen auf der Plaza, die Bewohner grüßen freundlich. In einer der Bars gibt es ein einfaches Menú del Día – Linseneintopf, Huhn in Soße und ein Glas lokalen Rotwein. Dann legt sich die Dämmerung über die Hügel, und der Himmel färbt sich violett.

Río Mesa -  Er entspringt in der Sierra de Pardos (Provinz Guadalajara) und fließt durch das enge Tal von Jaraba, vorbei an den Thermalbädern und der Hoz Seca-Schlucht, bevor er weiter nördlich bei Jaraba in Richtung Calmarza und Villel de Mesa verläuft. | Foto © by campingplatzhelden.de
Jaraba ist kein Ort für große Sensationen. Es ist ein Platz, um langsam zu werden, zu gehen statt zu fahren, zu schauen statt zu fotografieren. Zwischen Thermalwasser, alten Mauern und den stillen Schluchten liegt hier ein Stück Aragonien, das seine Schönheit nicht laut zeigt, sondern leise – und vielleicht gerade deshalb so eindrucksvoll ist.
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