Wer mit Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil abseits offizieller Plätze übernachten will, trifft in Europa auf sehr unterschiedliche Regeln. Grundlegend wird fast überall zwischen einem bloßen Übernachten/Parken und echtem Campen unterschieden (Außenaufbau wie Markise, Stühle, Teppich, Grill, Abwasser etc.). Dieser Überblick zeigt die wichtigsten Tendenzen – ersetzt aber nicht die lokalen Gesetze und Schilder vor Ort.
Erst die Basics: Zelt ≠ Fahrzeug
In mehreren Ländern (v. a. Skandinavien und Schottland) gibt es Traditionen wie das Jedermannsrecht, die unter Bedingungen ein leichtes Biwakieren mit Zelt erlauben. Motorisierte Übernachtungen fallen dort in der Regel nicht darunter – mit Wohnmobil/Wohnwagen gilt das normale Park- und Naturschutzrecht. Auf dem Kontinent ist Wildcampen häufig verboten oder nur sehr eingeschränkt erlaubt; vielerorts wird allerdings eine einmalige Ruhepause im Fahrzeug (ohne Campingverhalten) toleriert.
🏕️ Biwakieren – kurz & verständlich
Was bedeutet Biwakieren? Sehr reduziertes, kurzfristiges Übernachten in der Natur – meist nur 1 Nacht, ohne „Campingaufbau“ und ohne Spuren zu hinterlassen. Häufig mit Biwaksack oder kleinem Zelt, Anreise zu Fuß/Fahrrad. Regeln sind länder- und regionsabhängig. |
Wichtig: Biwak ≠ Campen
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Typische Regeln
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Häufige Irrtümer
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Merke: Kleine, spurenlose Übernachtung ohne Fahrzeug und ohne Außenaufbau kann – je nach Land – geduldet oder erlaubt sein. Vorher lokale Regeln prüfen und immer rücksichtsvoll handeln. |
Länder-Quickcheck
Erlaubt / großzügig (⛺ – mit Bedingungen)
- 🇳🇴 Norwegen – Allemannsretten: ⛺ abseits bewohnter Häuser (typ. ≥ 150 m), meist max. 1–2 Nächte. 🚐 fällt nicht unter das Jedermannsrecht. 📜
- 🇸🇪 Schweden – Allemansrätten: ⛺ in der Natur grundsätzlich möglich, schonend & kurz. 🚐 nur dort, wo Parken erlaubt ist; Schutzgebiete beachten. 📜
- 🇫🇮 Finnland – Everyman’s Right: ⛺ erlaubt, schonend & kurz. 🚐: kein Offroad, nur ausgewiesene Flächen. 📜
- 🏴 Schottland – Scottish Outdoor Access Code: ⛺ (leichtes Biwak) erlaubt, besonders in den Highlands. 🚐: Zugang gilt nicht für motorisierte Fahrzeuge; teils Permits (z. B. Loch Lomond). 📜
Teilweise erlaubt / regional geregelt
- 🇫🇷 Frankreich – „Camping sauvage“ meist untersagt; ⛺ als Bivouac in vielen Bergregionen zeitlich/örtlich begrenzt möglich (z. B. 19–9 Uhr). 🚐 streng reguliert; Küsten/NPs oft tabu. 📜
- 🇨🇭 Schweiz – kein Bundesrecht: ⛺ oberhalb der Baumgrenze teils geduldet, Schutzgebiete tabu. 🚐 stark eingeschränkt/örtlich geregelt. 📜
- 🇩🇰 Dänemark – ⛺ in ausgewiesenen Staatswäldern („Free tenting“) 1 Nacht erlaubt. 🚐 dort i. d. R. nicht gestattet. 📜
- 🇪🇸 Spanien – „Estacionar ≠ Acampar“: korrekt geparktes 🚐 kann oft zur Ruhepause/Übernachtung genutzt werden; Campen (Außenaufbau) regional häufig verboten. 📜
- 🇵🇹 Portugal – außerhalb von Schutz-/Küstenzonen teils bis zu 48 h mit zugelassenem 🚐 erlaubt; Küste/Schutzgebiete streng. Details regional prüfen. 📜
Meist verboten / stark eingeschränkt
- 🇩🇪 Deutschland – Wildcampen grundsätzlich verboten. 🚐: einmalige Übernachtung zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit ohne „Campingverhalten“ vielerorts geduldet. 📜
- 🇦🇹 Österreich – stark bundeslandspezifisch; ⛺/🚐 außerhalb offizieller Plätze meist verboten bzw. genehmigungspflichtig. 📜
- 🇳🇱 Niederlande – Wildcampen verboten (ehem. „Paalkamperen“ eingestellt). 🚐 nur auf offiziellen Plätzen. 📜
- 🇧🇪 Belgien – Wildcampen verboten; teils Bivakzonen (⛺, 1 Nacht, strikte Regeln). 🚐 auf ausgewiesene Plätze beschränkt. 📜
- 🇮🇸 Island – ⚠️ sehr streng: 🚐/Caravan außerhalb von Campingplätzen illegal (Ausnahmen nur mit ausdrücklicher Erlaubnis). ⛺ ebenfalls stark reglementiert. 📜
Praktische Tipps – unabhängig vom Land
- Ohne Außenwirkung bleiben: keine Markise, Stühle, Teppiche, Grill, Keile (wo untersagt), kein Abwasser – so unterscheidet man oft „Parken“ von „Campen“.
- Schutzgebiete & Küsten meiden: Hier gelten fast immer Sonderverbote und empfindliche Bußgelder.
- Aktuelle Schilder & Gemeinderegeln checken: Gemeinden passen Regelungen schnell an.
- Plan B/C vorbereiten: 1–2 Alternativen in Apps + Offline-Karten speichern.
- Leave no trace: sauber, leise, unauffällig – schützt Natur und Akzeptanz.
Recht & Verantwortung (Kurzcheck)
- Ein App-Eintrag ist keine Erlaubnis. Rechtsgrundlagen & Schilder vor Ort sind entscheidend.
- Fahrzeuge ≠ Zelte: Wo Biwakieren geduldet ist, gilt das nicht automatisch für Wohnmobile/Wohnwagen.
- Bußgelder können hoch sein – besonders in Schutz-/Küstenzonen.
Hinweis zu Quellen
Die Grundlinien orientieren sich an offiziellen Stellen wie Visit Norway (Friluftsloven), Naturvårdsverket (Allemansrätten, Schweden), dem Scottish Outdoor Access Code, nationalen Behördenhinweisen (z. B. Spanien/Portugal) sowie Alpen-/Naturschutzinformationen. Bitte prüfe vor jeder Reise die aktuell gültigen lokalen Regeln.