Sommerurlaube im Wohnwagen und Wohnmobil sind geradezu prädestiniert ein gewisses Potenzial an Gefahr überwinden zu müssen. Keine andere Jahreszeit überrascht die Naturliebhaber und Verfechter absoluter Freiheit mit ihren Wetterkapriolen mehr. Heftige Gewitter, Hagel, Blitz und Donner verlangt der Camping-Seele einiges an Robustheit ab. Wie hoch die Sicherheit im Wohnwagen und Wohnmobil überhaupt sein kann, ist vorwiegend von den verbauten Materialien abhängig. Dennoch gilt: Beachte immer die korrekten Verhaltensweisen – sie retten Leben.
Wer oft verreist weiß es: Das Wetter ist unberechenbar. Gerade lacht noch die Sonne vom Himmel und in den nächsten Minuten ziehen dunkle Gewitterwolken auf. Bei Übernachtungen im Wohnwagen macht sich etwas Unbehagen breit und die Angst vor einem Blitzschlag steigt, sobald lautes Donnergrollen deine Ohren erreicht. Um herauszufinden, ob dein Gefährt genügend Sicherheit bietet, musst du auf den Materialaufbau des Fahrzeuges achten. Er entscheidet, ob physikalische Verhältnisse deine Lage begünstigen (Faradayscher Käfig) oder Kunststoff deinen Traum vom geschützten Umfeld zunichtemacht.
Verhalten bei Gewitter im Wohnmobil oder Wohnwagen!
Hier die wichtigsten Verhaltensregeln:
- Der Stellplatz ist entscheidend: meide Hügeln, freie Flächen oder Bäume
- Markise einrollen
- Nicht duschen oder abwaschen
- Badetücher, Wäsche und Campingutensilien (Sessel, Tisch, Fahrräder) sicher und gut verstauen
- Dachluken, Türen und Fenster schließen
- Bordelektrik des Campingfahrzeuges vom Strom abkoppeln (Stromkabel NICHT hängen lassen!)
- Antennenmast einziehen und Receiver ausschalten
- Vorsicht bei Zelten oder Vorzelten! Halte dich nicht darin auf. Sie bieten keinen sicheren Schutz vor Blitzen. Ist die robuste Standfestigkeit garantiert, einfach schließen, damit alles trocken bleibt und gegebenenfalls weniger Schaden entsteht.
Tatsache ist, dass das Risiko vom Blitz getroffen zu werden in einem Wohnwagen oder Wohnmobil weit größer ist, als in Häusern. Diese Gefahr kannst du mit obigem Verhaltenskodex deutlich minimieren. Vermeide exponierte Stellen als Stellplatz, den Waldrand oder ausladende Äste eines Baumes, denn herausragende Erhebungen oder der höchste Punkt sind ein bevorzugtes Ziel und als solche extrem gefährlich. Unter Einhaltung eines größtmöglichen Abstandes von Stangen und Masten solltest du während des Gewitters die Zeltwände beziehungsweise Wohnwagenwände aus Kunststoff nicht berühren.
Befindest du dich in dieser stürmischen Situation in einem Wohnmobil oder Wohnwagen mit metallischem Aufbau profitierst du und alle Mitreisenden vom Prinzip des Faradayschen Käfigs. Voraussetzung dafür ist, dass alle Öffnungen geschlossen sind, damit die Spannung eines Blitzes über den Boden abgeleitet werden kann. Die beängstigende Naturgewalt mit einer bis zuweilen mehreren hundert Millionen Volt starken Entladung mahnt jeden Camper zur Vorsicht. Sobald es blitzt und donnert, sind Achtsamkeit und der sichere Rückzug aus freien Flächen eine wichtige Maßnahme.
Doch Vorsicht: Modelle aus reinem Kunststoff, wie dies bei der GFK-Bauweise der Fall ist, bieten keinen ausreichenden Schutz davor getroffen zu werden. Schon Kunststoffbeplankungen auf einem filigranen Metallgerüst oder eine dünne Alu-Außenhaut von 0,5 Millimeter Stärke wirken bereits wie ein Faradayscher Käfig.
Damit das physikalische Prinzip funktioniert, müssen diese und andere metallische Bestandteile leitend über den Fahrzeugrahmen verbunden sein. Bleibt eine Lücke bestehen, kommt es zu einem Überschlag und die Folge sind Beschädigungen an den Unterbrechungsstellen. Sofern der Rahmen vollständig leitet, kann der Blitz den direkten Weg in den Boden finden. Idealerweise fließt er über die ausgefahrenen Kurbelstützen ab oder, wenn diese nicht genutzt wurden, über die geerdeten Räder.
So ist während eines heftigen Sommergewitters das Abwaschen und Duschen tabu. Gegebenenfalls sollte man in dieser Zeit auch nicht mit Metallteilen des umfangreichen Interieurs hantieren sowie mit dem Kopf in die Nähe des Daches gelangen.
Am sichersten übersteht man den Angriff von Mutter Natur in der Fahrerkabine eines Wohnmobils. In diesem Teil des Fahrzeuges sind meist die höchsten Metallanteile verbaut, Gitterstrukturen integriert und ein robustes Blechgehäuse vorgesehen. Trotz aller Sicherheit solltest du dir bei einem Gewitter keinen Parkplatz auf einer Erhöhung aussuchen, alle Schiebedächer sofort schließen, Antennen soweit wie möglich einziehen und im Innenraum befindliche Metallteile, die mit der Karosserie in Verbindung stehen, nicht berühren.
Was ist ein Faradayscher Käfig?
Unter dem Faradayschen Käfig versteht man ein hohles Objekt, welches über eine geschlossene Hülle aus leitfähigem Material besteht. Grundsätzlich ist dies beispielsweise bei Autos der Fall. Metall ist in der Lage die elektrische Ladung abzufangen und entlang der Ummantelung bis zum Boden zu verschieben. Mit anderen Worten: die gesamte Energie eines Blitzes wird von der Hülle über die Felgen der Räder bis ins Erdreich abgegeben.
Wohnmobile und Wohnwägen aus Kunststoff und mit einem Klapp- oder Hubdach schaffen durch den Dachausschnitt eine Lücke im System. Wobei diese in den meisten Fällen über im Kunststoffdach eingearbeitete Metallstreben oder einen Metallrahmen verfügen. Sind sie mit dem Alu-Hubgestänge sowie dem Blechdach verbunden, funktioniert der Faradaysche Käfig. Alternativ bietet ein Alu-Dachgepäckträger, der an seinen insgesamt vier Eckpunkten mit der Blechhülle als auch dem Fahrgestell metallisch verbunden ist, optimalen Schutz vor einem unerwünschten Blitzeinschlag.
Unterschiedliche Ausführungen vom GFK-Dach bis zu Konstruktionen aus Alu gewährleisten vielseitige Verwendungsmöglichkeiten. Für die meisten Modelle gilt: Die richtige Mischung macht es aus! Aluverstrebungen sind meist leichter als Dachbeschichtungen aus GFK. Im Durchschnitt verursacht diese für ein zusätzliches Gewicht von bis zu 30 Kilogramm, allerdings bietet die Kombination einen verbesserten Schutz vor Stürmen, Gewittern und Hagel. Vorwiegend grobe Oberflächenstrukturen von GFK-Dächern vergilben nach einer gewissen Zeit, während Aluseitenwände optisch glatt poliert werden können. Die Gefahr einer möglichen Undichtheit durch extremen Niederschlag ist gering.
Gerätst du während der Fahrt im Wohnmobil oder mit einem Wohnwagen in ein Gewitter, erhöht sich die Gefahr und du darfst von folgenden Grundregeln ausgehen:
- Grelle Blitze rufen eine kurzzeitige aber starke Blendung hervor. Eine kleine Unachtsamkeit genügt, um in voller Fahrt von der Straße abzukommen. Daher ist es ratsam bei Blitz und Donner möglichst rasch einen Parkplatz aufzusuchen.
- Achte besonders auf Bahnübergänge, Ampeln und Warnanlagen – sie alle könnten durch eine spontane Blitzeinwirkung ausgefallen sein. Bewahre die Übersicht: Hier ist Vorsicht geboten.
Wie nah ist das Gewitter?
Die wichtigste Regel im sorgsamen Umgang mit dieser Naturgewalt liegt seiner Berechenbarkeit. Nur rund zehn Prozent aller Blitze schlagen auch tatsächlich in die Erde ein. Gefährlich wird es im Normalfall dann, wenn du dich einer möglichen Entladung auf weniger als zehn Kilometer näherst, denn nicht nur im Gewitterzentrum besteht die Möglichkeit einer Blitzbildung. Damit du die Distanzen besser einschätzen und überprüfen kannst, liefert dir die 30/30-Regel realistische Anhaltspunkte, wie nahe du dich wirklich an der Gewitterzelle befindest.
Sie stützt die These der naturbedingten visuellen und akustischen Abläufe. Wie viele Sekunden zwischen der optischen Erscheinung des Blitzes und dem lauten Donnergrollen vergehen, markieren die tatsächliche Entfernung zwischen dir und dem Gewitter. Liegen innerhalb beider Phänomene etwa 30 Sekunden, hältst du dich ungefähr in einer Reichweite von zehn Kilometern auf. Jetzt ist der Moment, dir einen sicheren Ort zu suchen, den du im idealen Fall bis zum letzten hörbaren Donner nicht mehr verlassen solltest.
Mit einigen essenziellen Utensilien an Board wird der Faradaysche Käfig deines Campers zum sicheren Aufenthaltsort während jeder unbehaglichen Gewitterphase.
Wohnwagen vom Blitz getroffen
Selbst dem schlimmsten Unwetter kann man nicht davonfahren. Also ist die wichtigste Regel: Ruhe bewahren! Sind alle Luken geschlossen, die Fenster dicht und die Türen verriegelt? Prima, ein Blick zu deiner Markise verrät dir, ob diese ordentlich und sauber abgespannt wurde. Spätestens in diesem Moment solltest du ein Sturmband spannen. Für die gesamte Elektrik gilt: „Stecker raus!“
Auch bei der größten Unruhe – lasse keine Panik aufkommen. Wurde der Wohnwagen vom Blitz getroffen, riskiere nichts! Im Zweifelsfall rund 30 Minuten nach dem Gewitter abwarten. Nach dem Unwetter ist vor dem Aufräumen. Äste, Blätter, manchmal ganze Bäume zeichnen häufig ein Bild der Verwüstung. Überprüfe die Lage – wurde dein Wohnmobil oder Wohnwagen von schweren Gegenständen getroffen? Befinden sich die Markise, das Vorzelt und Vordach noch an Ort und Stelle oder wurden diese Opfer von Windstärke 10 und mehr?
Vergewissere dich nach der ersten Bestandsaufnahme, ob die Versorgungssäule des Stellplatzes intakt ist. Nur wenn absolute Sicherheit besteht, kannst du dein 230-Volt-Kabel wieder anschließen. Pfützen, Bäume und lose baumelnde Äste lohnt es sich unmittelbar nach dem Unwetter zu meiden. Noch besteht die Gefahr, dass bereits gebrochene Teile zu Boden fallen oder größere Wasseransammlungen unter Strom stehen.
Sollte trotz aller Vorkehrungen ein Blitzeinschlag dein Fahrzeug auf Herz und Nieren getestet haben, steht dir ein Sicherheitscheck aller Systeme und aufgebauten Materialien an. Starte mit den Reifen – sie werden bei der Wucht durch einen Blitzschlag häufig in Mitleidenschaft gezogen oder gar beschädigt.
Bereits eine vergleichsweise geringe Spannung ist ausreichend, um Pneus unbrauchbar zu machen. Bei schlauchlosen Gürtelreifen zeigten sich nach dieser Attacke der Natur in den Profilrinnen millimetergroße Löcher und die Verdrahtungen des Stahlgürtels waren angeschmolzen. Bleibt dies unentdeckt, sorgt der darauffolgende Wassereintritt für Korrosionsschäden, was im weiteren Verlauf zur Ablösung der Reifenfläche führt. Das unrühmliche Resultat: der gefürchtete Reifenplatzer.
Um deine Sicherheit zu gewährleisten, solltest du daher sofort nach dem Gewitter die Reifen auf Durchschlagstellen prüfen oder untersuchen ob anderweitige Schäden festzustellen sind. Allerdings lässt sich der Blitzverlauf an sich keiner bestimmten Regel unterwerfen. Das heißt, selbst wenn er einschlägt, müssen deine Reifen nicht unbedingt beschädigt werden. Sucht sich die geballte Energie einen anderen Weg und wird direkt vom Fahrzeugboden oder entlang des Fahrzeuges abgeleitet, bleibt der Gummi völlig unbeschadet.
Wie kannst du einem Gewitter aus dem Weg gehen? Prinzipiell gar nicht, aber du solltest dich so gut wie möglich auf das drohende Unwetter vorbereiten.
Vor der Abreise - Dinge auf deiner Besorgungsliste:
- Verreise niemals ohne einen Erste-Hilfe-Kasten
- ein Feuerlöscher darf nicht fehlen – Feuer im Wohnwagen oder Wohnmobil ist der Worst Case
- Eine helle LED-Taschenlampe – falls die Stromversorgung durch das Gewitter gekappt wird und du nicht im Dunkeln tappen musst. Sie eignet sich auch zum Aufstemmen oder um im Notfall eine Scheibe einzuschlagen.
- Versichere dich die Fluchtwege zu kennen und halte die Notfallkarte mit den wichtigsten Daten immer griffbereit.
- Steht der Wohnwagen oder das Wohnmobil direkt in der Düne oder am Wasser? Beachte Ebbe und Flut, damit ein rasch ansteigender Wasserpegel keinen Schaden verursacht.
Quellenangabe
Zum Recherchieren des Artikels habe mir folgende Seiten geholfen:
>> https://born2camp.de/top-5-tips-unwetter-mit-wohnwagen-und-wohnmobil
>> https://de.camperstyle.net/wohnmobil-sicher-bei-gewitter/
>> https://www.camperontour.net/021-verhalten-bei-gewitter-im-wohnwagen-bzw-wohnmobil/
Fotos: 17152815 - Falk ongap_/Shotshop.com / 235556160 - amoklv/Shotshop.com
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